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Teil 5:    Altes Zollhaus - Zum Zolln


Aus den Anfängen:


Im Erbregister von 1566 wird für Niederfreden ein Krug erwähnt, wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das Zollhaus. Ab dem Jahre 1721 können Krug-Zinsen nachgewiesen werden.
Das von 1566 erwähnte Gebäude wurde 1740-1745 durch ein neues Gebäude ersetzt. Die Abmessungen der alten und neuerrichteten Gebäude sind überliefert.

1745 wurde das Gebäude taxiert und an Heinrich Christof Niehof verkauft.
Im Vertrag zwischen Niehof und der herzoglichen Kammer aus dem Jahr 1769 sind die Aufgaben als Zöllner und Zolladministrator zur Zollerhebung geregelt, ebenso die Krug-Gerechtigkeit, welche die Erlaubnis zum Verkauf von Bier und Brandwein regelt, auch die Termine zur Fälligkeit und die Höhe der Zahlung als Abgaben für die Vertragsinhalte.


Der Gasthof „Zum Zolln“ um 1900


Das Gebäude blieb ca. 100 Jahre im Besitz der Familie Niehof. 1831 übergab Georg Friedrich Niehof das Haus an seinen Schwiegersohn Heinrich Stanze. Dieser verkaufte es 1847 an einen Peter Löhr. Zu dem Gebäude gehörten auch Wirtschaftsräume und eine Scheune für den damals üblichen „Ausspann“ an Gasthöfen. Am westlichen Giebel des Hauses existierte bis Ende der 1940er Jahre eine offene Asphalt-Kegelbahn.

Als 1841 das Herzogtum Braunschweig dem Deutschen Zollverein beigetreten war, endete auch die Funktion des Gebäudes als Zollstation.

Nach mehreren Generationen in der Familie Löhr gab es weitere Besitzer und Pächter. 1946 wurde das Anwesen an Frau Ruth Heuer aus Lichtenberg verkauft.

In den Nachkriegsjahren bestand durch den Zustrom von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten  großer Wohnungsbedarf. Bis zum Verkauf an die Familie Alfred Sordon 1961 diente das Gebäude als Wohnraum für zeitweise für bis zu 5 Familien. Die Kegelbahn war wegen Baufälligkeit schon abgerissen. Die vorhandene Scheune diente als Lagerraum für die Mieter und wurde auch als solcher vom Landwirt Herbert Fricke genutzt. 


Aquarell von Hermann (Männe) Brinkmann, ehem. Ortsheimatpfleger


Nach dem Kauf 1961 durch die Fam. Alfred Sordon wurde das Gebäude entkernt und - von der Raumaufteilung her - den Erfordernissen eines zu der Zeit modernen Gastronomiebetriebes aus- und umgebaut. Im Obergeschoss entstanden neben privaten Wohnräumen auch Fremdenzimmer. Im Erdgeschoss, im Bereich des Westgiebels, wurde über die gesamte Hausbreite ein Klubzimmer eingerichtet. Im Ostgiebel entstand eine zusätzliche Eingangstür. Die Scheune wurde ebenfalls abgerissen.

Die ursprüngliche Eingangstür, in der Mitte der Südseite des Hauses, wurde in den neu errichteten Toilettenanbau integriert. Auf diesem Anbau entstand eine Dachterrasse. Wegen der fehlenden Anschlussmöglichkeit an die städtische Kanalisation wurde mittig auf dem Parkplatz ein Mehrkammer- Klärsystem im Boden verbaut.

Alfred Sordon als Gastronom „Alter Schule“ und seine Frau als sehr gute Köchin konnten für die kommenden Jahre den guten Ruf ihrer Gaststätte aus Watenstedt hier in Lichtenberg bestätigen.


Postkarte von 1966:

oben links: Außenansicht vom Standpunkt Zollnweg; oben rechts: Thekenbereich mit Durchgang zur Küche; unten links: Gastraum mit Theke; unten rechts: Klubzimmer


Zum Ende der 1960er Jahre ließ sich die Familie Sordon in die südwestliche Ecke ihres Parkplatzgrundstücks ein Wohnhaus errichten. Wohl schon vorausschauend, nach der Betriebsaufgabe, als Altersruhesitz geplant.

Der Zolln, so wurde das Lokal allgemein fast nur genannt, wurde nach der Schließung des Waldkurhauses jetzt auch Vereinslokal des Männergesangvereins „Eintracht“ Lichtenberg. Das Klubzimmer bot ausreichend Platz für die Übungsabende.
Die Besuche der örtlichen Jägerschaft und ein Gewerbestammtisch waren fast regelmäßige Termine. Auch die Lage an der Alten Heerstraße, später als B 490 erweitert, begünstigte eine erfolgreiche Bewirtschaftung. Reisebusse fuhren oft das Lokal an, Bewohner der umliegenden Ortschaften kehrten regelmäßig dort ein, es fanden Vereins und Familienfeiern dort statt.

Bis Oktober 1980 wurde das Lokal von den Eheleuten erfolgreich geführt. Aus Altersgründen gaben sie die Bewirtschaftung auf.

Ab 1980 übernahmen die Eheleute Marianne und Hans-Dieter Ollech das Zollhaus. Beide Eheleute brachten Erfahrungen aus der Gastronomie mit. Der Gasthof wurde auf ihre Art in der bereits gewohnten Form weitergeführt. Hans-Dieter Ollech, für die Küche zuständig, konnte mit seinem Speisenangebot und seinem „Aktionstag“, mit wöchentlich wechselnden Speisen, die Gäste überzeugen. Wobei er sich mit seiner Frau dabei gut ergänzte.

In den ersten Jahren, bis zur Fertigstellung der Autobahn A39, lief das Geschäft mit der Fremdenzimmervermietung und dem Halt mit Einkehr von Reisebussen recht erfolgreich.
Ab 1985 stellte die Familie Ollech - aus wirtschaftlichen und privaten Gründen - den Gastronomiebetrieb ein.

In dieser Zeit erfuhr Deutschland, und somit auch Salzgitter, einen gesteigerten Zugang an Asylbewerbern überwiegend aus Afrika. Aus dem Zollhaus wurde eine Asylantenunterkunft. Sie wurde an die Stadt Salzgitter verpachtet. Hans-Dieter Ollech übernahm die Funktion des Hausverwalters. Sein  privater Wohnsitz wurde an die Klare Perle verlegt. Bis 1995 diente das Zollhaus als Asylantenunterkunft.


Postkarte von 1980: Außenansicht mit den Kastanienbäumen, Gastraum mit Theke; Klubzimmer


Nach Ende der Nutzung als Asylantenunterkunft eröffnete Familie Ollech 1995 die Gaststätte wieder. Eine gründliche Renovierung und einige Umbauten waren nötig. Im Gastraum wurde die Form der Theke verändert. Sie bekam eine rechtwinkelige Verlängerung mit anschließender Sitzecke. Die Küche wurde den gesetzlichen Vorschriften entsprechend aus-und umgerüstet.

Im Außenbereich entstand ein Biergarten. Die Kastanienbäume als Begrenzung zum Parkplatz wurden gefällt. Als Sicht-und Schallschutz wurden Koniferen angepflanzt.


Foto vom Alten Zollhaus aus dem Jahr 2005: rechte Seite vor dem Lokal der Biergarten; links an der Haus-Südseite angebaute Toiletten; Parkplatzmitte das Klärsystem; im Hintergrund das Wohnhaus ehem. Fam. Sieverling


2014 endete die Zeit des Alten Zollhauses als Gastwirtschaft. Das Lokal wurde geschlossen, das Inventar verkauft.

2016 fand sich ein Käufer für die Immobilie, der diese aber bald weiterverkaufte. Der neue Käufer hatte andere Pläne für das Haus. Er begann mit dem Abbruch des Gebäudes und dem Aushub einer Baugrube. Diese Tätigkeiten zogen sich sehr schleppend dahin.
Der vollständige Abbruch und der Abtransport des Abbruchmaterials erstreckten sich bis Ende 2019.



Neubau eines Mehrfamilienhauses auf der Fläche des ehemaligen Gasthauses Altes Zollhaus. Standpunkt:  Einmündung Zollnweg/An der Heerstraße (Dezember 2022)


Der Neubau des Mehrfamilienhauses vom Standpunkt Zollnweg Dezember 2022 (Ansicht wie Foto von 2005).



Der Bau eines Mehrfamilienhauses begann. Aber der Fortschritt der Erstellung des neuen Gebäudes verlief ebenso zögerlich, wie schon der Abriss. Die endgültige Fertigstellung des Gebäudes ist bis Dezember 2022 noch nicht erfolgt. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.


Blick von Norden über die Heerstraße.


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